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Neben dem Begriff komplex fokaler Anfall gibt es
noch weitere ältere Bezeichnungen für diese Anfallsform, die zum Teil auf das
Erscheinungsbild oder den häufigsten Ursprungsort der Anfälle hinweisen:
Partialanfälle, psychomotorische Anfälle, psychomotorische Dämmerattacken,
Schläfenlappenanfälle, Temporallappenanfälle.
Bei den komplex fokalen Anfällen ist das Bewusstsein des Kindes verändert, wobei
die Bewusstseinsstörung von einer leichten Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit
reichen kann. Manche Betroffene wirken während des Anfalls auffallend benommen,
ratlos, umdämmert, verwirrt. Gegen eine Störung von außen wehren sie sich, und
sie können dann sogar aggressiv werden.
Die körperlichen Erscheinungsformen des komplex fokalen Anfalls sind
vielgestaltig. Alle bei den einfach fokalen Anfällen genannten Zeichen können
auch bei den komplex fokalen in Verbindung mit der Bewusstseinsstörung
auftreten. Besonders charakteristisch sind sogenannte Automatismen, d.h.
automatisch ablaufende Bewegungsmuster. Im Bereich des Mundes zeigen sich Kau-
oder Essautomatismen in Form von Schmecken, Schmatzen, Schlucken, Kauen. Einige
äußerlich sichtbare Anfallszeichen lassen gewisse Rückschlüsse auf das Erleben
im Anfall zu. So kann der Gesichtsausdruck des Betroffenen das Erleben von
Angst, Furcht, Schmerz, aber auch von Glücksgefühl verraten (mimische
Automatismen). Häufig aber ist die Mimik während eines komplexen fokalen
Anfalles auffallend starr und leer. Viele Anfälle sind gekennzeichnet durch
Handlungsautomatismen wie zum Beispiel Nesteln, Zupfen, Kratzen, Streicheln über
ein Kleidungsstück, mechanisches Öffnen und Schließen der Hände, Strampeln,
Scharren, tänzelnde Bewegungen. Einige Betroffene sprechen auch unverständlich
(verbale Automatismen). Manche Betroffene werden im Anfall umtriebig. Sie legen
sich hin, stehen wieder auf, gehen umher (ambulatorische Automatismen). Bei
länger dauernden komplexen fokalen Anfällen kommt es auch zu geordneten und
komplizierten Handlungsabläufen: Die Betroffenen ziehen sich aus, steigen auf
einen Stuhl oder gehen an ein Fenster, um es zu öffnen.
An den komplexen fokalen Anfällen ist oft das vegetative Nervensystem beteiligt,
erkennbar an Hautrötung bzw. Hautblässe, Auftreten einer Gänsehaut,
Schweißausbruch und vor allem an einer vermehrten Speichelbildung.
Komplex fokale Anfälle verebben allmählich, ihr Ende ist oft nicht genau
feststellbar. An den Anfall kann sich der Patient hinterher nicht erinnern. Ein
solcher Anfall dauert im allgemeinen wenige Minuten bis zu einer Viertelstunde.
Nicht selten wird ein komplex fokaler Anfall von einem einfach fokalen Anfall
eingeleitet. Ein komplex fokaler Anfall kann auch in einen generalisierten
tonisch-klonischen Anfall (Grand-Mal-Anfall) übergehen.
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Sylke Thomaschewski
krokolady@gmx.de
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